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The Magic of Saida

book cover

The Magic of Saida

Wie M.G. Vassanjis The Magic of Saida beginnt, wirkt relativ vertraut: Ein Mann kehrt in das Land seiner Geburt zurück, um die Frau zu finden, in die er früher verliebt war. Doch anders als erwartet, handelt es sich um eine komplexe und tragische Geschichte, die in Tansania spielt und von der vorkolonialen Zeit bis (fast) in die Gegenwart reicht.

Kamal ist in dem Dorf Kilwa geboren und hat sich über die Jahrzehnte in Kanada ein Leben als erfolgreicher Arzt aufgebaut. Wir treffen ihn, nachdem er unter mysteriösen Umständen wahrscheinlich vergiftet wurde und in einem Krankenhausbett in Dar es Salaam liegt. Wie er dorthin gekommen ist, erfahren wir über die Geschichte seiner Suche nach der titelgebenden magischen Saida. Außerdem spielt die Geschichte seines Heimatdorfes eine Rolle, die deutsche Kolonisierung Deutsch-Ostafrikas, der Maji-Maji-Krieg, verschiedene antikoloniale Widerstandsbewegungen, der Erste Weltkrieg, der sich auch auf afrikanischem Boden abspielte, die britischen Herrschaft und schließlich Tansanias Unabhängigkeit sowie die Desillusionierung, die darauf folgte. Die Erzählung erinnert zudem an die Energie der Dekolonisierungsbewegungen der 1960er Jahre, in denen Kamal an der berühmten Universität von Kampala studierte.

Der Roman bietet eine komplexe und lebendige Darstellung der Netzwerke und Communitys im Indischen Ozean, die vor der europäischen Eroberung florierten. Insbesondere die Verbindungen zu Indien treten in den Vordergrund, da Kamals Großvater ein Inder war, der die Seereise vom Subkontinent zur afrikanischen Küste unternahm. Diese Herkunftsgeschichte führt dazu, dass Kamal sich je nach Kontext nicht ganz afrikanisch oder nicht indisch genug fühlt.

Der (historische) Schauplatz hat mich besonders für sich eingenommen. Die Darstellung des deutschen Kolonialismus – der in der englischsprachigen Literatur scheinbar nur sehr selten auftaucht – war überaus interessant, ebenso wie die aufmerksamen Beobachtungen, die dieser Roman über Komplizenschaft anstellt. Händler, die früher Menschen in die Versklavung verkauften, waren auch antikoloniale Widerstandskämpfer. Menschen, die heute wie Schurken wirken, kämpften früher vielleicht auf der Seite der Emanzipation und umgekehrt. Das Ende hat einen Stachel, den ich nicht erwartet hatte, und das Buch ist eine überraschend lohnende Lektüre.

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