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Der Betrüger

In Deutschland war Damon Galgut bis er 2021 den Booker Prize gewann vermutlich den wenigsten bekannt – ähnlich wie Abdulrazak Gurnah bevor er ebenfalls letztes Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. So ein Preis verleiht Autor*innen große Sichtbarkeit und steigert das Interesse des Publikums. Der Betrüger wurde erstmals 2008 veröffentlicht und 2009 in deutscher Übersetzung von Thomas Mohr, damals im Manhatten Verlag. Nun ist eine neue Taschenbuchauflage im Btb Verlag erschienen.

Die Prosa in Der Betrüger ist fesselnd und hat mich gleich für den Roman eingenommen. Von Anfang an schwingt ein unangenehmes Gefühl mit, irgendetwas scheint schief zu laufen. Die Geschichte setzt in einer Zeit kurz nach Ende der Apartheid ein, Südafrika befindet sich im Wandel. Die zentralen Figuren sind alle recht eigentümlich: Adam Napier, der Protagonist, ist ein weißer Mann Mitte vierzig, der sein Haus und seinen Job verloren hat. Er zieht aufs Land, in die Karoo, und möchte Gedichte schreiben. Er ist lethargisch und hat Erinnerungslücken. Als er Canning, angeblich einen alten Schulfreund trifft, weiß er nicht, wer das ist. Canning, ebenfalls weiß, ist etwas dick, launisch und hasst seinen verstorbenen Vater, aber Adam lädt er offenherzig auf sein riesiges paradiesisches Anwesen ein. So lernt Adam Baby kennen, Cannings junge, sehr schöne Schwarze Frau, die offensichtlich nur mit Canning zusammen ist, weil er viel Geld und Einfluss hat. In dem Dreiergespann ist Adam der Verlierer, der aus Versehen zunächst Zeuge der Betrügereien und Machtspielen der anderen wird – Canning wird von Rache angetrieben, Baby möchte reich werden. Adam selbst hat auch Ziele, aber er erreicht nichts, stattdessen rutscht er in die Machenschaften der anderen rein. Es ist ein spannendes Buch, das Einblicke in eine komplexe Realität bietet.

Die erneute Veröffentlichung von Galguts älteren Romanen in Deutschland wäre eine wunderbare Gelegenheit gewesen, die Übersetzung sprachlich etwas anzupassen, schließlich hat sich die Debatte rund um Sprache und Race in den letzten Jahren auch in Deutschland stark entwickelt. Ich habe Der Betrüger gerne gelesen, aber es gab zahlreiche Begriffsentscheidungen, die ich aufgrund ihres rassistischen Gehalts an dieser Stelle nicht wiederholen möchte, die mir beim Lesen ebenso unangenehm waren wie einige Begegnungen in der Geschichte zwischen Schwarzen und weißen Südafrikaner*innen – mit dem Unterschied, das letzteres durchaus Galguts Intention zu sein scheint, bei seiner Darstellung eines Südafrikas im Wandel. Ersteres hingegen entspricht dem Roman in keiner Weise, da Galgut vorab den Kontext bestimmter Begrifflichkeiten in Südafrika erklärt, die aber in ihrer Übersetzung und im deutschen Kontext eine ganz andere Wirkung haben (z.B. der Begriff „coloured“).

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