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Buchcover von In guten wie in schlechten Tagen von Tayari Jones

In guten wie in schlechten Tagen

Tayari Jones gelang mit In guten wie in schlechten Tagen (übersetzt von Britt Somann-Jung) der literarische Durchbruch. Sie nimmt ihre Leser*innen mit in den US-amerikanischen Süden und bietet detailreiche Einblicke in das Leben eines mittelständischen afroamerikanischen Paars. Dieser Kontext wird als stark von konservativen Werten geprägt gezeigt: Vor dem Essen wird gebetet, eine heterosexuelle Ehe ist ein erstrebenswertes Lebensziel, der Mann ist der Versorger und ermöglicht der Frau, zu Hause zu bleiben oder eigene Projekte umzusetzen. Für Roy scheint also alles richtig zu laufen: Er ist Anfang 30, hat vor kurzem Celestial geheiratet und sie sprechen darüber Kinder zu bekommen. Noch wohnen sie zwar in einem Haus, das Celestial von ihren Eltern überschrieben wurde, aber als leitender Angestellter in einer Marketingfirma geht der ambitionierte und ideenreiche Roy davon aus, bald etwas Größeres in einer besseren Gegend von Atlanta in seinem eigenen Namen kaufen zu können. Celestial unterstützt er währenddessen, ihre Kunst – handgefertigte Puppen – zu Geld zu machen. Aber als er und Celestial seine Eltern in Eloe, einer Kleinstadt in Louisiana, besuchen, wird er fälschlicherweise für die Vergewaltigung einer weißen Frau verantwortlich gemacht und zu zwölf Jahren Haft verurteilt. So beginnt In guten wie in schlechten Tagen und es folgen Briefwechsel zwischen Roy und Celestial sowie Passagen, die aus ihrer jeweiligen Perspektive erzählt werden und die später von einem dritten Erzählstrang, der Perspektive ihres besten Freunds Andre, ergänzt werden.

In guten wie in schlechten Tagen legt auf herzzerreißende Weise dar, welchen Gefahren junge Schwarze Männer in den USA ausgeliefert sind. Dort werden Polizei und Justiz schon seit Langem des Rassismus beschuldigt. Im Gefängnis trifft Roy größtenteils auf andere Schwarze Männer. Der Roman zeigt, wie die Kriminalisierung bestimmter Personengruppen ermöglicht, ungerechte soziale Hierarchien aufrechtzuerhalten.

Einfühlsam erzählt Jones über die unerwünschte Wendung, die Roys und Celestials Leben nimmt, die sie zu anderen Menschen macht und sie vor die Frage stellt, wie sie (oder ob sie) ihre Beziehung aufrecht erhalten können. Ein Anwalt kämpft für die Anerkennung von Roys Unschuld, aber langsam vergehen mehrere Jahre und jede Seite des Romans lässt Leser*innen die Verzweiflung, die Wut, die Hoffnung und die Resignation der Figuren spüren. Feinfühlig legt der Roman nahe, dass die Gefühlswallungen auch mit dem unterschiedlichem Zeitverständnis innerhalb und außerhalb des Gefängnisses zusammenhängen. Die besondere Stärke des Buchs liegt in seinen lebendigen Figuren mit all ihren Eigenheiten. Ihre jeweiligen Erzählpassagen erlauben Rückblicke in ihre Kindheitserfahrungen, die ihren Blick auf die Welt prägen – was Männlichkeit bedeutet, die Rolle von Frauen und Familie. Celestial löst sich in dem Prozess vorsichtig von dem klassischen Bild ab, was Roy rasend macht. Aber er ist eingesperrt und sie muss irgendwie weitermachen, wobei ihr Andre hilft. Mich hat diese Geschichte über die persönliche Erfahrung von strukturellen Ungerechtigkeiten regelrecht eingesaugt und sie bewegt mich immer noch.

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