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The Seven Moons of Maali Almeida

Auch wenn es sich um den Gewinner des Booker Preises des letzten Jahres handelt, muss ich zugeben, dass ich nach den ersten Seiten dachte, es handele sich bei The Seven Moons of Maali Almeida von Shehan Karunatilaka womöglich um unerträglichen Klamauk. Ich musste mich erst auf die Art von makabrem Humor einlassen, die das mörderische Chaos des Bürgerkriegs in Sri Lanka kontrastiert. Letztendlich ist es genau dieser Humor, der das Buch zu etwas besonderem macht. Der Protagonist Maali Almeida hat sein Leben damit verbracht, menschliche Gräueltaten zu fotografieren, von denen es in den 1980er Jahren in Sri Lanka mehr als genug gab. Den Rest seiner Zeit verspielte er in Casinos oder – wie er sagt – mit „schönen Männern“ und „happy pills“. Der Roman beginnt damit, dass er feststellt, dass er tot ist. In der Zwischenwelt, die einer überlasteten Behörde gleichkommt, wird ihm mitgeteilt, dass er sieben Monde – sieben Nächte – Zeit hat, bevor er den nächsten Schritt antreten und „ins Licht“ gehen muss.

Maali vertraut dem Prozess der Zwischenwelt-Behörde nicht und hat noch mehrere Dinge vor: Er will herausfinden, wer ihn umgebracht hat. Infrage kommen viele, da er sich als Fotograf für unpolitisch gehalten und für konkurrierenden Gruppen gearbeitet hat – Tamilen, Singhalesen und Briten. Außerdem hatte er Sex mit vielen Männern, bei denen er sich nie weder gemeldet hat, in einem Land, in dem Homosexualität illegal ist. Sein zweites Vorhaben ist dafür zu sorgen, dass die Welt die Verbrechen zu sehen bekommt, die er mit seiner Kamera festgehalten hat, wobei ihm nicht nur Dämonen und Teufel in die Quere kommen. So gerät Maali, obwohl er tot ist, fast noch einmal auf die schiefe Bahn und bringt DD, seine On-Off Beziehung, und Jaki, seine beste Freundin, in Gefahr.

Als Geist kann Maali Lebende nicht berühren oder mit ihnen sprechen, aber er kann beobachten, was nach seinem Tod passiert und Leser*innen lernen so Stück für Stück seine Lebensgeschichte kennen – und welche Folgen sie hat. Der Wind trägt Maali dorthin, wo er schon mal gewesen ist oder wo sein Name gesprochen wird. Und da er aus der Welt „da unten“ verschwunden ist, suchen ihn diejenigen, die ihn lieben oder die er verärgert hat. Maali will sich einmischen und Dinge richtig stellen. Dämonen versprechen ihm die Fähigkeit, Menschen ins Ohr flüstern zu können, wenn er danach für sie arbeitet und mit ihnen unter den Lebenden Unheil stiftet. Die verschiedenen Dimensionen überlappen sich und Maali bleibt nicht viel Zeit, sich zu entscheiden, ins Licht zu gehen oder die Chance zu verpassen. Der Zeitdruck und die Unklarheit über Maalis Mörder halten die Spannung in dieser bissigen Erzählung über persönliche und politische Ereignisse aufrecht. Zum Schluss hat mich The Seven Moons of Maali Almeida mit seiner Kombination aus absurden Szenen, magischem Realismus und einem kritischen Blick auf den Bürgerkrieg in Sri Lanka doch noch für sich eingenommen.

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