Triangulum
Triangulum ist Masande Ntshangas zweiter Roman, der sich bezüglich des Genres deutlich von seinem Debüt Positiv (übersetzt von Maria Hummitzsch), einem realistischen Roman über die HIV-Epidemie, unterscheidet. Aber obwohl er mit Triangulum zur spekulativen Fiktion wechselt, bleibt seine Prosa lyrisch, die Erzählperspektive ist wieder introspektiv und die Protagonistin eine Art Außenseiterin.
Dem Roman ist ein Vorwort vorangestellt, das den folgenden Text als ein Manuskript beschreibt, das anonym bei der südafrikanischen Raumfahrtbehörde abgegeben wurde und der Öffentlichkeit nun nach drei Jahren intensiver Prüfung zugänglich gemacht wird. Es ist immer noch unklar, ob es sich bei diesem seltsamen Text um Fiktion oder um Tatsachen handelt. Das Ganze spielt sich im Jahr 2043 ab und das Manuskript ist eine Warnung. Es sagt ein apokalyptisches Ereignis voraus: Im Jahr 2050 wird ein Asteroid auf der Erde einschlagen.
Auf das Vorwort folgt das „Manuskript“ selbst, das so etwas wie eine „Zukunftsgeschichte“ ist, die zeigt, welche Auswirkungen Vergangenheit und Gegenwart auf eine – in diesem Fall dystopische – Zukunft haben. Triangulum kann deshalb als kritischer Kommentar gelesen werden, der aufzeigt, wie koloniale Strukturen und die des Apartheid-Regime in der Post-Apartheid-Gegenwart, in der Ntshanga schreibt, weiterwirken. Die Geschichte spielt sich auf mehreren Zeitebenen ab, zwischen denen hin und her gewechselt wird. Einerseits wird von den Teenagerjahren der namenlosen Protagonistin (zwischen 1999 und 2002) erzählt, in denen sie und ihre Freund*innen nach ihrer verschwundenen Mutter suchen, von der sie glaubt, dass sie von Außerirdischen entführt worden ist. Außerdem geht es um das Erwachsenenleben der Protagonistin (zwischen 2025 und 2035), in dem sie an einem dystopischen Wirtschaftsprojekt mitwirkt, das arme Menschen ausgrenzen und in Slums einsperren soll.
Ntshanga zeigt innerhalb dieses ambitionierten Rahmens, wie leicht es ist, sich anhand einer dystopischen Vergangenheit eine dystopische Zukunft vorzustellen. Das, was in diesem Buch wie „der Stoff für Science-Fiction“ wirkt – Regime, die mithilfe von Unterdrückungstechnologien gesellschaftliche Kontrolle ausüben –, ist vergleichbar mit Formen der Kontrolle während der Apartheid-Ära. Z.B. wurde die „Homelands“-Politik als „Begründung“ für die Zwangsumsiedlung Schwarzer Südafrikaner*innen aus Gebieten, die als „weiße Territorien“ eingeordnet wurden, genutzt. In Triangulum gehört diese Politik zur Hintergrundgeschichte der Eltern der Protagonistin.
Triangulum weigert sich, einfach eine hoffnungsvolle Geschichte anzubieten, in der die Apokalypse vermieden und eine dystopische Zukunft überwunden wird. Vielmehr stellt der Roman Leser*innen vor die ethische Frage, welche Konsequenzen aus dem Wissen über derartig verflochtene Geschichten gezogen werden könnten, damit die vorhergesagte Apokalypse vermieden würde. In den letzten Zeilen des Romans wird die Frage gestellt, „Was sollen wir mit der Zukunft tun?“, im Vorwort heißt es, „Wir haben die Wahl!“
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