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The Bandit Queens

Book cover of the bandid queens by parini shroff

The Bandit Queens

Rache ist ein Gericht, das am besten mit Pong-Pong serviert wird: The Bandit Queens von Parini Shroff

Ich möchte eine überschwängliche Rezension für Parini Shroffs The Bandit Queens schreiben, die ein paar Seiten länger als mein vorgegebenes Wortlimit ist. Immer, wenn ich mich in ein Buch verliebe, wird ein Muskel in mir aktiviert, der sich fälschlicherweise als intellektuell ausgibt und mir sagt, ich würde nicht alles verstehen, wenn ich so voll und ganz für eine Geschichte brenne. Das passiert vor allem bei leicht fließender, unprätentiöser Prosa. Aber was soll’s? Ich liebe dieses Buch!

Parini Shroffs Debütroman über feministische Rache ist ein wilder Ritt. Die Geschichte spielt auf relativ kleinem Raum – in einem Dorf und dessen Umgebung. Sie ist von Praktiken durchzogen, für die schon das Ramayana die Grundlagen liefert: Es scheint, als sollten Frauen sich genau wie Sita vollständig selbstaufopfern.

Vor fünf Jahren verschwand Geetas Ehemann im wahrsten Sinne des Wortes. Eines Morgens wachte sie auf und er war nicht mehr da. Im Dorf kursierten Gerüchte, dass sie für sein Verschwinden verantwortlich sei. Ihre blauen Flecken und ihre Knochenbrüche waren kein Geheimnis. Dennoch behaupteten alle, sie hätten ihr geholfen, wenn sie nur davon gewusst hätten. Aber ihr Status als Ausgestoßene kommt Geeta sehr gelegen, bis Farah aus ihrer Mikrokreditgruppe sie um Hilfe bittet, ihren Nasenring zu entfernen, d. h. sie zur Witwe zu machen. Keine große Sache, sie hat das Gleiche mit Ramesh gemacht, oder? Der anschließende Ausrutscher bringt Geeta jedoch in Gefahr, alles zu verlieren, wofür sie gearbeitet hat.

Geetas Vorbild ist Phoolan Devi, die wahre Banditenkönigin, die sich an den Männern rächte, die sie vergewaltigt und missbraucht hatten. Wie zu Phoolans Zeiten sind häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Kastendiskriminierung und zügellose Korruption das Fundament in von Männern dominierten Gesellschaften, in denen Frauenkörper – unter dem Deckmantel von „Kultur“ und „Tradition“ – die Hauptangriffsfläche für Gewalttaten werden. Trotz ihrer schwierigen Situationen wird in The Bandit Queens keine der Frauen als einfarbiges Opfer dargestellt, das nur Mitleid verdient.

Dieses Buch ist so erfrischend. Die Figuren sprechen ganz normal – wenn auch mit viel Sarkasmus und spritzigen Sprüchen – und es gibt keine Spur von hyperorientalischer Fetischisierung, obwohl das Buch in Indien spielt. Es gibt gesellschaftliche Ereignisse, auf die man sich freuen kann, verbotenen Alkohol, viele Anspielungen auf die Kripo (wie in der beliebten Krimiserei, die ihr in eurem lokalen Fernsehprogramm findet – das ist die Kripo) und friends with benefits. Südasiatische Literatur kommt sehr gut ohne die Erwähnung von Mangos und Chai auf jeder zweiten mit Henna verzierten Seite aus.

Trotz Missbrauch und Trauma ist dieses Buch urkomisch. Parini Shroffs Talent zeigt sich in ihrer Prosa, die sich nie krass anfühlt oder überflüssige Gewalt beinhaltet, die künstlerisch wirken soll. Geschickt baut sie Humor in erschütternde Ereignisse ein.

Dennoch werden die Missbrauchstäter und Frauenfeinde, die das Dorfleben beherrschen, mit erschreckender Genauigkeit beschrieben und ihre manipulative Sprache wird sehr präzise wiedergegeben. So sehr ich auch in die Geschichte vertieft war, musste ich das Buch einige Male für einen Moment aus der Hand legen. Dieses Buch kann triggern.

Ich persönlich verabscheue Geschichten, in denen Unterdrückte zu den heiligen Höhen der Vergebung aufsteigen müssen, d. h. „die andere Wange hinhalten“. Aber wer Lust auf die Befreiung misshandelter Hunde, vergiftete Samosas und auf ein höflich vorgebrachtes „Namaskar, goat fucker“ zur Begrüßung hat, sollte The Bandit Queens auf jeden Fall lesen.

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