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Buchcover des Sammelbandes Kann das denn Liebe Sein persönliche Essays über interracial relationships

Kann das denn Liebe sein?

Kann das denn Liebe sein? ist ein zweisprachiger Sammelband – alle Beiträge sind auf Englisch und Deutsch enthalten – mit persönlichen Essays über interracial Beziehungen. Es handelt sich um eins der ersten Bücher, die im neugegründeten InterKontinental Verlag erscheinen. Herausgeberin ist Stefanie Hirsbrunner, eine der Mitgründerinnen des Verlags, der den bereits seit 2018 bestehenden Buchladen in Berlin-Friedrichshain ergänzt. InterKontinental spezialisiert sich auf afrikanische und afrodiasporische Literatur und als wären Buchhandlung und Verlag nicht schon genug, richtet InterKontinental zusätzlich das jährliche African Book Festival in Berlin aus, bei dem der Band dieses Jahr von einigen der Beitragenden präsentiert wurde.

Kann das denn Liebe sein? versammelt 16 Beiträge inklusive eines Vorworts von Emilia Roig, die sicherlich seit der Veröffentlichung ihres Bestsellers Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung allen ein Begriff ist. Roigs Beitrag gibt einen Überblick über die Strukturen, in die jede Beziehung eingebettet ist, und legt so das Fundament für die persönlichen Reflexionen über eigene Beziehungserfahrungen, die folgen. Auf unterschiedliche Weise zeigt jeder Beitrag, dass so etwas privates wie eine Beziehung absolut politisch ist – insbesondere, wenn es um Personen geht, die sich in Bezug auf Race unterschiedlich positionieren. Neben Race werden in unzähligen Beiträgen zusätzlich kulturelle Identität und Nationalität als Komponenten erwähnt, die Beziehungen weiter verkomplizieren. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Die Schwarze US-Amerikanerin Tammi L. Cole schreibt über ihre Beziehung zu einem weißen Deutschen, mit dem sie in Berlin lebt, und wie sie sich in Schwarzen und weißen Räumen bewegt. Marie-Sophie Adeoso ist weiße Deutsche und berichtet u.a. davon, welche bürokratischen Hürden sie und ihr nigerianischer Ehermann überwinden mussten, um gemeinsam in Frankfurt leben zu können. Aseman Bahadori ist als Tochter iranischer Eltern in Deutschland aufgewachsen und reflektiert mehrere Beziehungen und ihr sich wandelndes Dating-Verhalten in den Niederlanden und Berlin mit weißen Männern und Männern of Color. Der Fokus des Sammelbandes liegt eindeutig auf heterosexuellen Beziehungen, aber der nigerianische Schriftsteller Jude Dibia berichtet von seinen ersten Kontakten mit der Schwulenszene in Schweden, Jennifer Neal schreibt über interracial Freundschaft und Goitseone Montsho verfasst einen Brief an ihre Tochter.

Die Erzählenden machen sich verletzlich und scheinen damit alle den Wunsch zu verfolgen, dass sich strukturell etwas verändert. Es geht z.B. um Visumspolitik, das Erbe historischer Verbote von interracial Beziehungen (z.B. während der Apartheid in Südafrika oder der Nazi-Zeit in Deutschland), Tokenism und die Fetischisierung Schwarzer Körper. Auch wenn die einzelnen Beiträge von ganz unterschiedlichen Autor*innen verfasst wurden, zieht sich eine Frage wie ein roter Faden durch das Buch: Wer kann wo und mit wem Leben? Kann das denn Liebe sein zeigt unzählige Probleme auf, aber diese zu erkennen, hilft sicherlich den Bemühungen, Liebe freier zu machen.

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