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das gelbe haus - leben und überleben einer familie in new orleans von sarah m. broom

Das gelbe Haus

Sarah M. Brooms Debüt Das Gelbe Haus (übersetzt von Tanja Handels) gewann 2019 den National Book Award for Nonfiction und stieß allgemein auf überaus positive Resonanz. Geschrieben im Stil einer Biographie, zeichnet Brooms Buch die komplexe Geschichte ihrer eigenen Familie sowie die ihrer Heimatstadt New Orleans nach. Das kleine Einfamilienhaus der Familie liegt in der Wilson Avenue Nr. 4121 im einst blühenden, aber bald vernachlässigten östlichen Teil der Stadt und ist der Ort, an dem diese beiden Geschichten miteinander verschmelzen. Broom schreibt, dass das gelbe Haus das Leben ihrer Familie bezeugen kann.

Ihre Mutter, Ivory Mae, kaufte das Haus 1961 kurz nach dem Tod ihres Mannes; und in den gelb gestrichenen Wänden schuf sie eine Welt für sich selbst, für ihren zweiten Mann, Simon Broom, und schließlich für ihre zwölf Kinder, von denen die Autorin das „Baby“ war.

Ausgehend vom kollektiven Wissen der gesamten Familie, das Broom in Interviews mit Familienmitgliedern gewann, sowie von Archivrecherchen und ihren eigenen Kenntnissen der Metropolregion, nimmt Broom ihre Leser*innen mit auf eine sehr persönliche Reise. Es ist eine Reise, die Orte zeigt, die auf den offiziellen Stadtplänen nicht verzeichnet sind, und Geschichten erzählt, die nie in die Akten aufgenommen wurden oder in Vergessenheit geraten sind. Indem sie darauf achtet, was nicht da ist, aber einmal da war, verkompliziert Broom das Bild einer Stadt, die oft auf ihre touristischen Attraktionen (Mardi Gras, das französische Viertel) und ihre Tragödien (u.a. die Hurrikans Betsy und Katrina) reduziert wird.

Das heißt nicht, dass Broom keine Geschichten über das Wasser (womit sie sich auf den Hurrikan Katrina bezieht) oder das ikonische französische Viertel einbezieht, aber sie stellt sie in einen größeren Zusammenhang und erzählt sie anders. Zum Beispiel konzentriert sie sich auf ihre eigenen Erfahrungen als Ex-Barista, die im touristischen Stadtzentrum arbeitete, und erinnert sich daran, wie sie und andere Akteure*innen, die das touristische Tagesgeschäft am Laufen hielten, sich dort fehl am Platz gefühlt haben. Oder sie erinnert sich daran, wie ihr Bruder Carl den Rasen in der Wilson Avenue 4121 weiter mähte, auch lange nach der Zerstörung des gelben Hauses durch Katrina.

Durch persönliche Anekdoten wie diese und ihre Betonung des Alltäglichen statt des Spektakulären erschafft Broom eine alternative, und ich würde sagen, eine vollständigere Erzählung über die Stadt als jene, die von Nachrichtenagenturen, Reiseführern, Geschichtsbüchern und der eigenen Verwaltung der Stadt (für die Broom kurz als Kommunikationsdirektorin arbeitete) vorgelegt wird.

Das Lesen von Das gelbe Haus hat definitiv mein eigenes Bild vom „Big Easy“ verändert und erweitert. Ich sehe New Orleans jetzt mit anderen Augen als bei meinem letzten Besuch im Jahr 2016. Vor allem aber hat mich das Buch dazu inspiriert, über Orte und Geschichten nachzudenken, die in meiner eigenen Familie eine zentrale Rolle spielen.

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