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Wir Gotteskinder

Die Prosa in Nana Oforiatta Ayims Debutroman Wir Gotteskinder (übersetzt von Reinhild Böhnke) liest sich wie Poesie: lebendig, assoziativ, wunderschön und manchmal ein bisschen verwirrend. Die Geschichte bewegt sich zwischen Ghana, Deutschland und Großbritannien. Sie folgt ihrer jungen Protagonistin Maya von der Kindheit bis in ihre frühen Zwanziger. Außerdem bietet diese Erzählung vielschichtige Einblicke in die Geschichte, in Fragen der Mitschuldigkeit und komplizierte Beziehungen.

Das Buch beginnt damit, wie Maya in Deutschland bei ihren ghanaischen Eltern aufwächst: Ihre Mutter ist charismatisch und auffallend schön, ihr Vater ein frustrierter Intellektueller. Die Vorfahren von Mayas Mutter waren königlich, weshalb die Mutter nun mit einem hohen Anspruch, Stolz und Pflichtbewusstsein durchs Leben geht, immer darauf bedacht, ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Maya empfindet das als eine historische Belastung. Ihre Mutter neigt zu verschwenderischen Ausgaben und einer kompromisslosen Haltung – Eigenschaften, die letztendlich zum Zerfall der Ehe von Mayas Eltern führen. Die Geschichte wird aus Mayas Perspektive erzählt und so lernen Leser*innen die Erfahrungen eines schüchternen, jungen Mädchens kennen, das versucht, in einer Gesellschaft erwachsen zu werden, in der sie sich als „Andere“ fühlt, während sie außerdem im Schatten einer Frau steht, deren Charisma sie erschöpft.

Mayas Leben nimmt eine Wendung, als ihr Cousin Kojo zu ihrer Familie stößt. Ihr gesamtes Weltverständnis und ihr Platz darin verändert sich. Die finanzielle Situation der Familie zwingt sie, nach Großbritannien zu ziehen – in eine weitere Gesellschaft, in der ihnen zu verstehen gegeben wird, anders und unwillkommen zu sein. Maya und Kojo müssen die Demütigungen des Internats ertragen und den Ärger, Kinder zu sein, die sich trotz ihrer Klugheit den Entscheidungen von Erwachsenen ergeben müssen, obwohl die ihnen möglicherweise gar nicht das Wasser reichen können. Kojo und Maya entwickeln gemeinsam ein Verständnis ihrer eigenen Rolle, die relevant für die Geschichte Ghanas und das Schicksal des Landes ist.

Ayims Geschichte ist getrübt von persönlichen und politischen Tragödien, von Frustration und Wut, hält sich aber immer an einem Hoffnungsschimmer fest. Die Erzählung ist manchmal etwas verwirrend, die verschiedenen Erzählstränge scheinen sich nicht wirklich zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen zu lassen – aber vielleicht müssen sie das nicht oder waren nie dazu gedacht. Wir Gotteskinder ist ein wunderschönes Buch, und ich glaube, dass ich beim zweiten Lesen noch viel mehr daraus mitnehmen werde.

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