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May Ayim. Radikale Dichterin, Sanfte Rebellin

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May Ayim. Radikale Dichterin, Sanfte Rebellin

Anlässlich des 25. Todestages von May Ayim im August 2021 erschien das Buch May Ayim. Radikale Dichterin, Sanfte Rebellin, herausgegeben von drei ihrer Freundinnen und Weggefährtinnen Ika Hügel-Marshall, Nivedita Prasad und Dagmar Schultz.

May Ayim ist heute vor allem als Afrodeutsche Aktivistin und Repräsentantin der Schwarzen Bewegung in Deutschland bekannt. Der Sammelband Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, den Ayim 1986 zusammen mit Katharina Oguntoye und Dagmar Schultz herausgab, gilt nicht nur als bahnbrechendes Standardwerk in der Forschung über Schwarze Deutsche Geschichte, sondern ist nach wie vor auch von enormer Bedeutung für die Schwarze Deutsche Community. Als enge Freundin der Afro-Amerikanerin Audre Lorde prägte May Ayim mit anderen Schwarzen Frauen den Begriff Afro-Deutsch, was ihnen eine politische Sprache für ihre Erfahrungswelt gab. Zudem gehört Ayim zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Ayims Schaffen erfuhr öffentliche Ehrung, als die Berliner Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg 2009 beschloss eine Straße nach ihr zu benennen, die vorher den Namen eines preußischen Generals trug, der als Gründer des Forts Groß Friedrichsburg an der westafrikanischen Küste federführend in den deutschen Kolonialbestrebungen war. Dennoch gebührt dieser Frau und ihrem Werk noch viel mehr Aufmerksamkeit.

May Ayim war nicht nur Aktivistin, sondern auch Lyrikerin, Wissenschaftlerin, Freundin und vieles mehr. All diese Facetten beleuchtet der Band May Ayim. Radikale Dichterin, Sanfte Rebellin. Das Buch beginnt mit Beiträgen von Familie und Freund:innen von ihr, die sich ein bisschen wie eins dieser früheren Freundschaftsbücher lesen, in denen Schulkinder sich Nettigkeiten von allen Menschen in ihrem Umfeld sagen ließen. Diese Beiträge sind sehr persönlich und lassen May Ayim als Person erstrahlen, die sicherlich jede:r gerne kennen lernen würde. Doch erwähnen auch fast alle Beiträge, mit welchen Herausforderungen Ayim in ihrem Leben umgehen musste. So wuchs sie, Tochter des Ghanaers Emmanuel Nuwokpor Ayim und einer weißen deutschen Mutter, bei einer weißen Pflegefamilie im Münsterland auf. Diese Familie mit Namen Opitz wird immer wieder als streng beschrieben, die Ayim ein Gefühl des Andersseins vermittelte. Auch wenn Ayim scheinbar bis an ihr Lebensende zumindest mit Herrn Opitz Kontakt hielt, ist es bezeichnend, dass kein Mitglied dieser Familie einen Beitrag für das Buch beigesteuert hat. Ayim machte Rassismuserfahrungen, gegen die sie sich immer wehrte – mal mit durchaus humorvollen Gedichten und absoluter Wortgewandtheit, mal in wissenschaftlichen Arbeiten zu Rassismus in Therapiebereichen oder sozialhistorischen Ausdrucksformen des Rassismus. Sowohl Gedichte als auch Essays finden sich ebenfalls in dem Buch. Ayim setzte sich diesen Themen und einer unsagbaren Arbeitsbelastung aus. Letztere fand ihren Höhepunkt bei der Organisation eines Black History Month und führte sie in eine psychische Krise. In der Klinik wurde ihr zusätzlich der Verdacht auf Multiple Sklerose mitgeteilt. Ihre Freund:innen beschreiben, wie sie sich zurück zog und Kontakt vermied. 1996 beging sie Selbstmord. 

May Ayims Leben und das Buch, das ihre Freund:innen nun herausgegeben haben, ist ein Zeugnis rassistischer Gewalt, zeigt aber auch Mut, Kraft und Kreativität, die bewundernswert, motivierend und erinnerungswürdig ist. 

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