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Deutsch sein und Schwarz dazu: Erinnerung eines Afro-Deutschen

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Deutsch sein und Schwarz dazu: Erinnerung eines Afro-Deutschen

Theodor Michael berichtet in seiner Autobiografie Deutsch sein und Schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen eindrücklich und kritisch-reflektiert über sein turbulentes Leben, das im Jahr 1925 in Berlin begann. Sein Buch spiegelt fast ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte aus einer wichtigen Perspektive wider, die alle hören sollten, aber besonders alle Deutschen. Im Jahr 2019 verstarb der Autor, Journalist, Beamte und Schauspieler im Alter von 94 Jahren in Köln. Er war eine Ikone und ein Vorbild innerhalb der Schwarzen Deutschen Community.

Michaels Mutter, die früh verstarb, kam aus dem Dorf Jersitz in der Nähe von Posen. Sie war weiß. Ihre Liebe zu dem kamerunischen Vater Theophilus Wonja Michael war in ihrer Familie ein Tabuthema. Genau kann Michael seine Familiengeschichte väterlicherseits nicht zurückverfolgen, aber es scheint gesichert, dass sein Vater spätestens ab 1903 in Deutschland war. Er sollte in England zum christlichen Priester ausgebildet werden, flüchte aber nach Deutschland. Dort war er zunächst bei der Berliner U-Bahn-Bau tätig, wurde später Komparse beim Stummfilm und arbeitete dann in Völkerschauen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwehrte die weiße Dominanzgesellschaft Schwarzen Menschen einen gerechten Zugang zum Arbeitsmarkt und sich selbst als „anders“ auszustellen war leider oft eine der wenigen Möglichkeiten regelmäßig Geld zu verdienen. Für die letzte Tätigkeit tourte er durchs ganze Land und nahm die Kinder mit, bis das Jugendamt verlangte, sie sollten ein „ordentliches“ Leben haben. Da Michaels Mutter bereits verstorben war, wurden Michael und seine Geschwister in verschiedene Pflegefamilien gesteckt.

Michael war einer der letzten Schwarzen Zeitzeugen der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Mit dem Nazi-Regime wurde er aus der ersten Pflegefamilie herausgerissen. Es war wohl zu seinem Schutz. In den folgenden Jahren tourte er wie früher sein mittlerweile verstorbener Vater mit Mohamed ben Ahmed über die deutschen Grenzen hinaus im Zirkus umher.

Michael überlebte den Nationalsozialismus, musste jedoch nach Kriegsende feststellen, dass er der genau deshalb der Kollaboration verdächtigt wurde. Damals hätte er sich niemals vorstellen können, später einmal als Regierungsdirektor beim BND tätig zu sein. Ab den 1980er Jahren engagierte Michael sich in der Schwarzen Deutschen Community, die zu dieser Zeit mit den Organisationen ADEFRA (Schwarze Frauen in Deutschland) und ISD (Initiative Schwarze Deutsche) begann, eigene Strukturen für sich zu schaffen.

Obwohl Michaels Leben von Rassismus geprägt war, endet er seinen Lebensbericht voll Zuversicht. Gleichzeitig erinnert er die Leser*innen daran, dass wir alle uns mit den weiterhin existierenden rassistischen Strukturen auseinandersetzen müssen, um sie zu verändern. Michaels Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich für Schwarze Deutsche Geschichte interessieren.

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