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Shuri

Die Graphic Novel Shuri verbindet auf faszinierende Weise postkoloniale Anliegen mit einer Ausführung, die durchaus mainstreamfähig ist. Die Geschichte spielt im Marvel-Universum und handelt von Shuri, Black Panthers jüngerer Schwester. Sie ist eine außergewöhnliche Wissenschaftlerin und eine kompromisslose junge Frau. Shuri, geschrieben von Nnedi Okorafor (deren hervorragenden Roman Lagune wir ebenfalls rezensiert haben) und illustriert von Leonardo Romero & Jordie Bellaire, ist visuell fesselnd und ein echter Pageturner.

Die Geschichte spielt größtenteils im fiktiven Wakanda, wobei einige entscheidende Momente in Mali und im Weltraum stattfinden. Black Panther hat sich in einem von Shuri gebauten Raumschiff auf eine kosmische Mission begeben, doch seit er durch ein Wurmloch geschlüpft ist, gibt es keine Nachrichten mehr von ihm. In seiner Abwesenheit muss Shuri Wakanda zusammenhalten und einen Weg finden, ihn nach Hause zu bringen. Dabei gibt es einige spannende Zwischenfälle, darunter geheime politische Gipfeltreffen und Kämpfe mit Außerirdischen und Mutanten.

In diesem popkulturellen Genre, das eine großer Anziehungskraft auf ein breites Publikum hat (schließlich handelt es sich um das Marvel-Universum), setzt diese Graphic Novel einige Elemente des Africanfuturism (Afrikanischenfuturismus) um, die Okorafor bereits anderswo beschrieben hat. Dazu gehört, dass bei der Entwicklung der vorgestellten Technologien auf alternative afrikanische Epistemologien zurückgegriffen wird. Shuri ist eine begabte Wissenschaftlerin, die mit den Ahnen kommuniziert. Sie schickt ihren Bruder in einem von ihr gebauten Raumschiff ins All, während ihre eigenen Streifzüge durch Astralprojektionen ermöglicht werden, die auf einer spirituellen Kraft basieren. In der Erzählung taucht eine panafrikanische Allianz auf, die sich „Egungun“ nennt, nach dem Yoruba-Begriff für kollektive Ahnengeister. Außerdem wird daran erinnert, dass Timbuktu einst das akademische Zentrum der Welt war.

Auf diese und andere Weisen rückt die Graphic Novel den afrikanischen Kontinent in den Mittelpunkt, indem sie ihn nicht nur als exotischen Schauplatz nutzt, sondern afrikanisches world-making in ihre eigene fiktionale Weltgestaltung einwebt und gleichzeitig Gegenbilder zur angeblichen „Rückständigkeit“ schafft, die dem Kontinent in kolonialen Erzählungen zugeschrieben wird. Ist es seltsam, dass all dies in einer Geschichte geschieht, in der auch (Vorsicht Spoiler) Iron Man auftritt? Ja, ein bisschen – aber es ist auch interessant, über die Folgen nachzudenken, wenn afrikanisch-futuristische Ideen in den Medien mit der Massenreichweite einer Marvel-Veröffentlichung zirkulieren.

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