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Mist, die versteht mich ja!

Florence Brokowski-Shekete war wohl die erste Schwarze Deutsche Schulamtsdirektorin. In ihrem autobiographischen Buch Mist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen erzählt sie, wie sie zu dieser Position gekommen ist. Mit ihrem Buch bereichert Brokowski-Shekete den Kanon der Autobiographien Schwarzer Deutscher, zu dem u.a. Schwarz und Deutsch dazu von Theodor Wonja Michael oder Daheim unterwegs: Ein deutsches Leben von Ika Hügel-Marshall gehören. Das autobiographische Schreiben trägt schon lange zur kollektiven Identitätsbildung bei. Andererseits bieten die verschiedenen Werke, die manchmal Ähnlichkeiten in Bezug auf Rassismuserfahrungen in Deutschland aufweisen, konkrete Einblicke in individuelle, vielfältige Lebensrealitäten.

Brokowski-Sheketes Eltern kamen aus Nigeria nach Deutschland, um zu studieren. Ein Jahr nach ihrer Ankunft wurde Florence geboren. Da die Eltern sich auf ihr Studium konzentrieren wollten, gaben sie ihr Kind zu einer Pflegemutter in Buxtehude. Diese weiße, alleinstehende Frau nannte Brokowski-Shekete von Anfang an Mama. Ihr gemeinsames Leben war beschaulich, gut strukturiert und stark geprägt durch die christliche Gemeinde. Ihre Eltern sah Brokowski-Shekete nur hin und wieder am Wochenende, was sie wiederholt als unvorhersehbare Unannehmlichkeit beschreibt. Dann reißen ihre Eltern sie plötzlich komplett aus ihrem Buxtehuder Leben: Sie gehen zurück nach Nigeria und die 9-jährige Florence muss mit.  

Brokowski-Shekete identifiziert sich als Deutsch und beschreibt wie unwohl sie sich in Nigeria mit der fremden Sprache, den fremden Umgangsformen und den fremden Familienmitgliedern fühlte. Sie vermisste ihre Mama. Mit der Unterstützung einer Lehrerin der deutschen Schule in Lagos gelang es ihr dauerhaft nach Buxtehude zurückzukehren. Sie beendete die Schule und studierte später in Heidelberg, was ihr den Weg ebnete, um als Coachin für Diversität, als Grundschullehrerin und als Schulamtsdirektorin zu arbeiten.

Ihre Erzählungen über ihr eigenes Leben spickt Brokowski-Shekete mit Anekdoten über die Gleichzeitigkeit ihres Deutschseins und Anderseins. Sie liebt Rotkohl und Butterkuchen, genießt ein Praktikum am Hamburger Flughafen und schöne Cafés in Heidelberg. Sie merkt die Blicke von anderen, trägt bis sie 18 ist immer selbstgenähte Röcke ihre Mama, damit Fremde die junge Florence direkt als Mädchen erkennen. Brokowski-Schekete hatte in ihrer Kindheit und Jugend immer sehr kurze Haare: Weder ihre Mama noch irgendwer anders in Buxtehude wusste mit Schwarzem Haar umzugehen.

Den Großteil des Buches macht Brokowski-Sheketes Kindheit aus und ich hätte mir besonders in ihren Erzählungen über ihr Erwachsenenleben und die Arbeit weitere Ausführungen gewünscht. Denn Brokowski-Sheketes Geschichte ist geprägt von ihrer eigenen Resilienz, die ihr Selbstverständnis als Schwarze Deutsche ausmacht, die implizit immer durchscheint, aber im Erwachsensein klarere Bezeichnung findet. In ihrer lesenswerten Lebensgeschichte zeigt Brokowski-Shekete, dass sie trotz aller Widrigkeiten nie den Humor verliert.

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