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Das grüne Auge

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Das grüne Auge

Flucht nach Europa gibt es nicht nur übers Mittelmeer, sondern auch im Indischen Ozean. Dort – nördlich von Madagaskar – liegt die Insel Mayotte, die zu Frankreich gehört. Die mauritisch-französische Schriftstellerin und Journalistin Nathacha Appanah hat mehrere Jahre auf Mayotte gelebt und sich besonders mit den Schicksalen von Jungen auseinandergesetzt. Genau darum geht es auch in ihrem neusten Roman Das grüne Auge, ins Deutsche übersetzt von Yla M. von Dach.

Appanahs Geschichte beginnt damit, dass die weiße französische Krankenpflegerin Marie, die auf Mayotte lebt, ein Baby von einer geflüchteten Komorin bei sich aufnimmt. Die junge Mutter glaubt, ihr Baby mit einem grünen und einem schwarzen Auge sei verflucht. Marie nennt dies Iris Heterochromie und ist überglücklich ein Kind zu bekommen. Der Junge, den sie Moïse nennt, wächst heran und eigentlich ist sein Leben mit Marie wohlbehütet, er hat französische Papiere, geht auf eine gute Schule, doch innerlich löst die Frage nach seiner Identität, dem Verlust seiner biologischen Mutter, von einer weißen Frau erzogen zu werden, in ihm Wut aus. Als Moïse 14 Jahre alt ist, gerät sein Leben völlig aus den Fugen. Er lernt nun eine ganz andere Seite von Mayotte kennen und ist Bruce, dem Anführer einer Jugendgang, und seinen Jungs regelrecht ausgeliefert.

Aus immer wieder wechselnden Perspektiven erzählen Marie, Moïse, Bruce und später der Polizist Olivier und der Sozialarbeiter Stéphane, von Moïse Schicksal und dem, vieler anderer Jungen auf der Insel. Der Roman liest sich wie eine Sammlung persönlicher Berichte und vermittelt eine absolut brutale und aussichtslose Lebensrealität von Jugendlichen auf Mayotte, die sich selbst überlassen sind. Im Elendsviertel, das Gaza genannt wird, organisiert Bruce die Kinder und Jugendlichen, gemeinsam halten sie sich mit Betteln und Diebstählen am Leben. Bruce stilisiert sich zum Chef von Gaza und setzt sich mit Gewalt durch. Macht über andere zu spüren, sie zu erniedrigen, gibt ihm fast so ein High, wie sein Drogenkonsum. Beiden, Moïse und Bruce, wird ihre Begegnung zum Verhängnis.

Appanahs Roman ist absolut bereichernd, da er einen wenig beachteten Teil Frankreichs in den Fokus rückt. Insgesamt ist dabei das brutale Ausgeliefertsein zentral – macht euch also gefasst! Für mich waren innerhalb dessen die Passagen über Moïse innere Konflikte und lokale Weltanschauungen besonders reizvoll.

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