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die meerjungfrau von black conch von monique roffey

Die Meerjungfrau von Black Conch

Monique Roffey wurde in Port of Spain, Trinidad, geboren. Heute pendelt sie zwischen der Karibik und Großbritannien, wo sie Creative Writing an der University of Manchester lehrt. In Die Meerjungfrau von Black Conch (übersetzt von Gesine Schröder) greift Roffey den Meerjungfrauenmythos auf, lässt die Geschichte in einem kleinen karibischen Fischerdorf spielen und verhandelt nicht nur koloniale Zusammenhänge, sondern auch jahrhundertealte patriarchale Traditionen.

Aycayia gehört dem indigenen Volk der Karibik, den Taíno, von denen die meisten kurz nach ihrer Ankunft der europäischen Kolonisatoren ermordet wurden. Aycayia konnte nur überleben, weil eifersüchtige Frauen sie wegen ihrer Schönheit verflucht hatten: Aycayia hat die letzten Jahrhunderte einsam als Meerjungfrau im Meer verbracht. 1974 findet an der Küste von Black Conch ein Angelwettbewerb statt und zwei weiße US-amerikanische Touristen fischen die Meerjungfrau aus dem Wasser. Die einheimischen Helfer an Bord würden sie am liebsten wieder ins Meer werfen, doch die Touristen wittern einen unerwarteten Geldsegen durch diesen seltenen Fang, denn US-Museen würden die Meerjungfrau sicher gerne ausstellen wollen. Aber alle Männer sind irgendwie fasziniert. Die Schönheit der Frau mit dem Fischschwanz löst bei ihnen auf unterschiedliche Weise sexuelle Erregung aus – von widerlichen Machtdemonstrationen bis hin zu ehrlicher Fürsorge kommt alles zum Vorschein. David gehört zur Gruppe der letzteren. Er hatte die Meerjungfrau schon vor einiger Zeit im Wasser gesehen und begonnen ihr auf seiner Gitarre Lieder vorzuspielen. Jetzt, da sie an Land gebracht wurde, will er sie retten. Es entwickelt sich eine seltsame, vorsichtige und liebevolle Beziehung zwischen David und Aycayia, die sich langsam wieder in einen Menschen verwandelt.

Obwohl David versucht, Aycayia zu verstecken, verstricken sie sich in ein Netz von Menschen, das Roffey geschickt nutzt, um die Komplexität der postkolonialen Karibik zu inszenieren: Die einzige weiße Frau im Dorf, der in kolonialer Tradition fast alles gehört und die sich fragt, wie sie am besten mit dieser historischen Verantwortung umgehen sollte, bringt Aycayia sprechen bei – karibisches Kreolisch. Der Sohn dieser Frau, deren Vater bei der Geburt weggelaufen ist, bringt Aycayia die Gebärdensprache bei und findet in ihr schließlich seine erste und einzige Freundin. Sein Vater taucht nach zehn Jahren plötzlich wieder auf, ringt weiter mit seiner Liebe zu einer weißen Frau, lernt aber durch Aycayias Anwesenheit neue Perspektiven auf Einsamkeit, Liebe und Beziehungen kennen – genau wie David, der nie wieder eine Frau als sein Eigentum beanspruchen wird. Die eifersüchtige und fiese Priscilla plant, Davids Liebes- und Rettungsaktion mit Hilfe eines korrupten Polizisten zu vereiteln.

Die Meerjungfrau von Black Conch verhandelt Vorwürfe, Anschuldigungen und historische Schuld mit märchenhaften Motiven und einer gewissen Komik. Roffey ist ein fesselnder, emotionaler Roman gelungen, der hinter den Spielereien des magischen Realismus die schmerzhaften Folgen restriktiver Geschlechterrollen und kolonialer Kontinuitäten vermittelt.

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