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Binti - Nnedi Okorafor

Binti

Nnedi Okorafor’s Binti ist ein Sciencefiction Roman, der verschiedene postkoloniale Themen verhandelt. Der Roman untersucht die Folgen von Begegnungen mit den ‚Anderen‘ (the other) und beschreibt dabei eine neue Generation auf einer transformativen Reise. In Binti lässt Okorafor die Protagonistin sowohl den Unterdrückten begegnen, als auch den Unterdrückern. Wiedergutmachung, Integration, Verlust, (innere) Konflikte und die Suche nach Harmonie zwischen verschiedenen Kulturen und innere Ausgeglichenheit sind zentrale Themen des Romans. Der Roman lädt Leser*innen ein die Rolle von Traditionen, Kultur, Familie und Herkunft zu hinterfragen.

Der Titel des Romans ist der Name der Protagonistin: Binti Ekeopara Zuzu Dambu Kapie von Namib ist ein 16-jähriges Himba Mädchen, das jüngste Kind einer neunköpfigen Familie. Eines Morgens, bevor die anderen erwachen, schluckt Binti ihre Ängste runter und schleicht sich gegen die Wünsche ihrer Familie auf einem Transporter davon. Binti beginnt eine Reise, deren Ziel es ist, an der Oomza Universität auf einem anderen Planeten in einem weitentfernten Universum zu studieren. Mit ihrer Entscheidung übertritt sie ein familiäres und kulturelles Tabu. Sie wird nun selbst zu einer ‚Anderen‘ (an other).

Bintis Reise nimmt unerwartete Wendungen. Das Transportschiff, das sie zu ihrem Ziel bringen soll, wird von den Medusen – einer Quallen-artigen Alien Spezies – gekapert. Es handelt sich um einen Rachefeldzug der Medusen wegen eines Professors der Oomza Universität, der intellektuellen Diebstahl begangen hatte. Die Medusen töten fast alle Lebewesen an Bord, aber Binti überlebt. Eine alte Technologie, die sie von der Erde mitgebracht hat und die sie edan nennt, schützt sie und erlaubt ihr direkt mit den Medusen zu kommunizieren. Binti muss es schaffen zu überleben und zu verstehen, was den grausamen Taten der Medusen zu Grunde liegt, um einen drohenden Krieg abzuwenden.

Binti ist eine wahre Brückenbauerin. Sie sehnt sich danach die Geheimnisse anderer Wissensformen zu verstehen, die ihr von ihrem Volk vorenthalten wurden. Binti weiß, dass sie das Potenzial und den Mut mitbringt, hinauszutreten und ungeahnte Möglichkeiten, die ihr Himba Hintergrund ihr verweigert hat, wahrzunehmen. Aber gleichzeitig fühlt Binti sich schuldig und ängstlich, ihre Familie und ihre Heimat zu verlassen. Sie grübelt über die Konsequenzen ihres Handelns, vielleicht wird sie nie mehr nach Hause zurückkehren können. Sie kämpft damit zugleich eine starke Verbindung mit ihrer eigenen Kultur zu spüren und dennoch weg zu wollen. Der innere Konflikt wird durch das otjize repräsentiert, die rote Tonerde, die sie benutzt um ihre Haut und Haare zu waschen.

Das Dilemma zwischen der Wahrung der eigenen Traditionen und dem Wunsch sich mit der Welt der Herrschenden zu verbinden, ist ein Hauptthema des Buches. Familie, Tradition und Geschichte kollidieren auf verschiedene Art und Weise mit Integration, Macht und Normen der dominanten Kultur. Manchmal bieten Binti die eigene Geschichte und Grenzen der Familie und des Volkes Schutz und Trost. Dann wiederum stellen genau diese Dinge das Kuriose, das Andere dar, dass sie von der Mehrheit trennt und zu Diskriminierung führt. Vor allem aber dienen Familie und Traditionen in dem Buch dazu, Fragen nach Identität(en) zu stellen, die Binti mit der veränderten Umgebung neu bewerten muss. Sie muss sich fragen, was zu ihr gehört und wer sie sein möchte.

Binti begibt sich in eine Gesellschaft, die ihr unbekannt ist, und sie leidet darunter klein gemacht und diskriminiert zu werden. Sie wird für ihr Aussehen kritisiert. Sie wird behandelt, als wäre sie ein komischer Vogel in einer Karneval Show. Aber Binti ist kein Opfer. In diesem Roman begegnet die Subalterne der Macht mit Scharfsinn und Mut. In der neuen Welt lernt Binti stolz mit ihrer Herkunft umzugehen.

Bintis Reise dreht sich nicht nur um Integration. Es geht um Transformation. Binti bindet ihre neuen Erfahrungen und die Begegnungen mit anderen Kulturen in ihr Leben ein und entwickelt so neue Formen des Denkens und des Seins. Dieser Prozess verändert sie. Es ist nicht leicht, aber Binti schafft es, die verschiedenen Aspekte, alte und neue, die sie nun ausmachen, in Einklang zu bringen.

Ein Schlüsselelement des Romans ist Bintis Rolle als Harmoniebringerin. Binti nutzt eine Kombination aus Meditationszuständen und mathematischen Gleichungen, um Objekte und Lebewesen in Einklang zu bringen. Die Debatten, die Binti mit sich selbst führen muss, repräsentieren die Konflikte der Welten, zwischen denen sie sich bewegt. Deshalb sind Bintis persönlichen Auseinandersetzungen die Grundlage für den Einklang, den sie in ihre alte und neue Welt tragen möchte. Bintis Frage ist, wie Kolonialisten und Kolonisierte eine neue Form des Zusammenlebens entwickeln können.

Letzten Endes bietet Nnedi Okorafor mit ihrem Roman Binti eine hoffnungsvolle Vision an, wie Verständnis, Kooperation, Akzeptanz und Wiedergutmachung in einem postkolonialen Kontext aussehen könnten.

(Binti von Nnedi Okorafor ist bisher noch nicht in deutscher Übersetzung erschienen)

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