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cover of the thing about thugs by tabish khair

The Thing About Thugs

Tabish Khair unterrichtet Literatur an der Universität Arhaus in Dänemark, geboren und aufgewachsen ist er aber in Gaya, im Bundesstaat Bihar im Norden Indiens. Unweit von Gaya, in einem kleinen Dorf beginnt die Geschichte, die er in The Thing About Thugs erzählt. Dort findet Captain Meadows, den Mann, Amir Ali, den er für seine Recherchen über die Thuggee Bruderschaft – einem Banditenkult im kolonisierten Indien – mit nach London nehmen will, um zu beweisen, dass Verbrecher sich ändern können. Meadows will damit aktuellen wissenschaftlichen Trends der Phrenologie widersprechen, denen die gebildeten Londoner:innen – allen voran der einflussreiche Lord Batterstone – verfallen zu sein scheinen. Im London der 1830er Jahre entfaltet sich dann eine komplexe und schnörkellos erzählte Geschichte über eine Reihe von seltsamen Morden, bei denen die Opfer alle enthauptet werden. Amir Ali wird in die Geschehen verwickelt und erzählt seine Sicht der Dinge.

In Khairs Reinszenierung kolonialer Begegnungen wird historisches Wissen in Frage gestellt: Während die weißen Londoner Wissenschaftler versuchen die kriminelle Natur der „Anderen“ mit ihren wissenschaftlichen Methoden zu beweisen, indem sie ihre Schädelknochen vermessen, wird Leser:innen schon früh im Text klar, das die Verbrechen im Text im Namen der britischen Oberschicht und für ebendiese wissenschaftlichen Zwecke begangen werden. Kriminalität wird als in der „rationalen“ Gesellschaft verankert dargestellt, um einen Rassismus zu entlarven, der von Pseudo-Wissenschaft gestützt wird.

Das Buch liest sich wie ein guter Krimi, aber es ist keine Sherlock Holmes Geschichte, bei der ein gerissener und völlig uninvolvierter Detektiv den Fall löst. Die Detektiv:innenrolle übernimmt eine indische Ayaah, die wie so viele indische Frauen als Kindermädchen für britische Familien in London gearbeitet hat. Sie ist eine faszinierende ältere Frau, die die Armen, Bettler:innen und die wie Aussätzige behandelte Unterschicht um sich versammelt und organisiert – viele von ihnen People of Color. Unter ihrer Führung helfen diese Menschen die Morde aufzuklären. Wenn ihr zu den Menschen gehört, die Bridgerton zu einer der bislang erfolgreichsten Netflix-Serien gemacht haben, lest dieses Buch, um eine weniger glänzende Fiktion über die gleiche Zeit kennen zu lernen, die zugleich ein etwas tiefgreifenderes politisches Potenzial mit sich bringt.

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