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Und jetzt Du: Rassismuskritisch leben

Buchcover von Tupoka Ogettes Und jetzt Du

Und jetzt Du: Rassismuskritisch leben

In den letzten Jahren ist in Deutschland das Interesse an einer Auseinandersetzung mit Rassismus deutlich gestiegen. Die Black Lives Matter Bewegung hat an Sichtbarkeit gewonnen. Die ehemalige Kanzlerin hat zuletzt tatsächlich bei einem rassistischen Anschlag auch das Wort Rassismus in den Mund genommen. (Auch weißen) Leuten wird klarer, dass es notwendig ist, Rassismus zu verstehen und das eigene Handeln anzupassen. Nachdem Noah Sows Deutschland Schwarz weiß, das 2008 veröffentlicht wurde und immer noch sehr lesenswert ist, bis 2017, als Mohamed Amjahids Unter Weißen folgte, quasi allein da stand, gibt es mittlerweile zum Glück eine ganze Reihe von Büchern in Publikumsverlagen zu diesem Thema.

Tupoka Ogette arbeitet bereits seit zehn Jahren als Beraterin und Trainerin für Rassismuskritik. Mittlerweile ist sie unbestritten eine der führenden Stimmen in der rassismuskritischen Bildungsarbeit in Deutschland. Auch sie hat in den letzten Jahren eine größere öffentliche Sichtbarkeit erlangt, was an dem gesteigerten Interesse, aber auch an ihren zahlreichen digitalen Formaten liegt: Sie podcastet, ist überaus aktiv auf Social Media und rief eine Online-Akademie ins Leben. 2020 wurde ihr 2017 veröffentlichtes Buch exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen (Unrast Verlag) ein Bestseller. Nun folgt Und jetzt Du: Rassismuskritisch leben (Penguin), ein Leitfaden mit Erklärungen, Reflexionsfragen und Handlungsoptionen für weiße Menschen – das sagt Ogette in der Einleitung selbst, mit dem Zusatz, dass natürlich auch Schwarze Menschen und People of Color eingeladen sind, das Buch zu lesen, die Leseerfahrung aber je nach Positionierung sicherlich eine andere sein wird.

Das Buch, das übrigens besonders schön gestaltet ist, basiert stark auf Ogettes Erfahrungen als Workshopleiterin und sie geht auf viele Fragen ein, die ihr in diesem Kontext immer wieder begegnen. So kann Und jetzt Du fast wie ein Do-it-yourself Workshop für zu Hause gelesen werden. Lesende werden direkt mit dem „Du“ angesprochen: „Diese Privilegien gehen nicht davon weg, dass du weißt, dass du sie hast, Aber: Du kannst sie nutzen, um Räume zu schaffen.“ (88) Das soll sicherlich aktivierend wirken und, wenn Ogette hin und wieder den Ratschlag gibt, kurz durchzuatmen oder eine Pause zu machen, Verständnis für den Lernprozess ausdrücken, der unweigerlich von Widerständen begleitet wird. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wer „Du“ eigentlich ist, was genau die imaginierte Leser*innenschaft ausmacht. Ich kenne die Anrede mit Du gut aus Workshopkontexten und denke, sie funktioniert besser, wenn die Personen direkt vor einem sitzen.

Es werden viele Konzepte und Mechanismen erklärt, etwa white fragility, was sich immer wieder in derailing, whataboutism oder white tears ausdrückt. Immer noch ist es in Deutschland notwendige, viele Begrifflichkeiten aus dem Englischen zu übernehmen, da es keine deutschen Entsprechungen gibt. Doch da Rassismus kontextspezifisch ist, hat Ogette sichergestellt, sich neben den aus dem Englischen geliehenen Konzepten, auf aktuelle Quellen aus Deutschland zu beziehen (z.B. Bücher von Alice Hasters, Emilia Roig, Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar). Für Leute, die gerade erst ins Thema einsteigen, ist Und jetzt Du eine wertvolle Einführung. Für andere kann es als Auffrischung dienen, denn wie Ogette sagt: Rassismuskritisch zu leben, ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Ich habe z.B. einiges aus den kurzen Filmanalysen mitgenommen, in denen Ogette etablierte rassistische Erzählweisen entlarvt (z.B.  „Muster Integration“, „Magical Negro“, „White Savior“). Das eigene Auge kann geschult werden und in Zukunft werde ich bei Filmen sicher kritischer hinschauen.

Insgesamt verstehe ich Und jetzt Du so, dass Personen, die sich für eine Reduktion von Alltagsrassismus und rassistischen Strukturen einsetzen möchten, nicht konsensorientiert leben können, sondern eine Offenheit für Konfrontation entwickeln müssen. Besonders weiße Menschen müssen in diesem Zuge auch sich selbst konfrontieren.

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