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Homegoing

Heimkehren (Homegoing im Englischen Original) ist der eindrucksvolle Erstlingsroman von Yaa Gyasi. Anhand einer komplizierten Familiengeschichte, die in Ghana beginnt, über die USA führt und in Ghana endet, deckt Yaa Gyasi beispielhaft die Black experience vom Ende des 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart ab. Der Roman beschreibt wie die verschiedenen Generationen jeweils Produkte ihrer Zeit sind und alle Nachfolgen in gewisser Weise eine Summierung der Geschichte sind.

Das Buch beginnt mit Effia und Esi, zwei Schwestern, die sich nie kennen lernen. Effia wächst ohne ihre wahre Mutter in einem Fante Dorf im Süden Ghanas auf und wird durch den boshaften Einfluss ihrer Ziehmutter mit einem englischen Sklavenhändler verheiratet. Esi wächst bei ihren Asante Eltern weiter im Norden Ghanas auf und wird bei einem Überfall von den Fante gefangen genommen und an die Briten als Sklavin verkauft. Esi überlebt die unmenschlichen Bedingungen im Cape Coast Castle, Vergewaltigungen und die Überfahrt in die USA, wo ihrer Tochter, ihrem Enkel, Urenkeln und Ururenkel zunächst ähnlich viel Leid widerfährt.

Die Struktur des Buches ist wahnsinnig clever. Abwechselnd folgen kurze Einblicke in die Leben von Effias und Esis Nachfolgen und geben so ein kurzes, aber intimes Portrait der jeweiligen Zeit ab, entweder in Ghana oder den USA. So erfahren wir als Leser*innen über das Leben von versklavten Menschen in den Südstaaten der USA, von Flucht, vom turbulenten Übergang zur Abschaffung der Sklaverei, von den Kohleminen Alabamas und den Jazzclubs und Drogenhäusern Harlems. Gleichzeitig herrschen in Ghana Konflikte zwischen Fante und Asante und den britischen Kolonisatoren. Fante und Asante versuchen sich gegenseitig Auszuspielen, doch beide wollen eigentlich die britischen Versklavungshändler und Missonare loswerden. Effias Nachfolgen sind sowohl Kollaborateur*innen der britischen Besatzungsmitglieder, als auch passionierte Unabhängigkeitskämpfer*innen.

Trotz des ganzen Leids, schafft es Yaa Gyasi die Stärke ihrer Charaktere in den Vordergrund zu stellen. Als Leser*in bin ich zutiefst berührt von den verwobenen Geschichten darüber, was Menschen sich gegenseitig antun, von den schmerzhaften Schicksalen. Das Buch zeichnet die historische Entstehung von struktureller Ausbeutung und Benachteilung nach und endet damit, dass eben dieses Rückverfolgen hilft, Frieden damit zu schließen.

(ins Deutsche übersetzt von Anette Grube)

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