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online und im ZFL
23. März 2022
sketches of black europe

Sketches of Black Europe. Imagining Europe/ans in African and African Diasporic Narratives

Das Colloquium findet unter Einhaltung der 2G+-Regelung am ZfL statt. Das Platzkontingent ist begrenzt, wir bitten um vorherige Anmeldung an anmeldung@zfl-berlin.org.


Das Colloquium kann auch im Livestream via Zoom verfolgt werden.

Die literarischen Bilder und kreativen ›Aneignungen‹ von Europa und den Europäer*innen, die sich in literarischen Texten von Menschen aus Afrika oder der afrikanischen Diaspora finden, variieren stark. Sie unterscheiden sich in Bezug auf Geschlecht, Klasse, Religion, sexuelle Orientierung oder Art der Beziehung zu Europa ebenso wie in Hinblick auf die unterschiedlichen roots (afrikanisch, afroamerikanisch, afrokaribisch, afroeuropäisch, …), routes (mit dem Flugzeug oder als Bootsmigrant*in über das Mittelmeer) und europäischen Zielorte (Paris oder Lampedusa oder das schwedische Rinkeby) ihrer Verfasser*innen oder Protagonist*innen. Eine erste Reaktion auf diese Heterogenität könnte darin bestehen, die Kategorien ›afrikanisch‹, ›afrodiasporisch‹ und ›europäisch‹ als zu unspezifisch abzutun.

Das Colloquium zielt jedoch darauf ab, die Vorteile wie auch Grenzen eines transnationalen, vergleichenden und inklusiven Rahmens für die Untersuchung Schwarzer literarischer Imaginationen Europas auszuloten:

Erstens haben die in unterschiedlichen Sprachen und von Schwarzen Autor*innen verschiedener Herkünfte verfassten Texte gemeinsam, dass sie in ein komplexes Regime von Blicken eingebettet sind. Sie werden von den Autor*innen als Umkehrungen des (ehemals) kolonialen Blicks auf das (ehemals) kolonisierte Subjekt konzipiert oder aber durch ihre Leser*innen so wahrgenommen.

Zweitens hat unsere transnationale Perspektive eine lange, aber vor allem in europäischen Forschungszusammenhängen nur wenig reflektierte Tradition. Panafrikanische und afrodiasporische Ansätze existieren seit dem frühen 20. Jahrhundert und haben ›inklusive‹ Begriffe wie »Black Atlantic« (Gilroy), »Afropea« (Byrne/Daulne) oder »world black literature« (Dixon) hervorgebracht. Das Potential dieser Begriffe besteht u.a. in ihrer Fähigkeit zur Artikulation geteilter Erfahrungen von Rassismus, ihrem Beitrag zur Stärkung des politischen Bewusstseins marginalisierter diasporischer Gemeinschaften, sowie ihrem Nutzen für die Sichtbarmachung des transkulturellen und intertextuellen Charakters afrikanischer und afrodiasporischer Kultur.

Drittens gehen wir davon aus, dass sich der Fokus auf transnationale, Europa als Ganzes betreffende Aspekte als fruchtbarer Ausgangspunkt für den notwendigen, aber bisher vernachlässigten interdisziplinären Dialog zwischen dem neuen Feld der African European Studies und der europäischen Komparatistik erweisen wird. Diese beiden Forschungsdisziplinen können einander bei der wissenschaftlichen Untersuchung afrikanischer und afrodiasporischer Literatur mit Europa-Bezug produktiv ergänzen und gemeinsam eine Perspektive entwickeln, die die imaginativen und ästhetischen ebenso wie die politischen, sozialen und historischen Besonderheiten und Funktionen Schwarzer Literatur angemessen berücksichtigt.