
Rückblick [poco.lit.space]
Wir blicken zurück auf ein Jahr [poco.lit.space]. Dank einer Förderung durch die Lotto Stiftung Berlin konnten wir im vergangenen Jahr dieses Projekt umsetzen. In unserem Online-Magazin, aber auch in unseren Veranstaltungen und Workshops haben wir uns intensiver mit dem Thema Postkolonialismus auseinandergesetzt.
Über Open Calls haben wir nach Beiträgen für unser Online-Magazin gesucht, denn durch die Finanzierung war es uns möglich, Schreibende für ihre Arbeit zu entlohnen. Gerade in Hinblick auf die Haushaltskürzungen in Berlin sind wir sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten Autor*innen, Übersetzer*innen und Künstler*innen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Vor allem aber hat es unser Online-Magazin ungemein bereichert, so vielen verschiedene Stimmen Raum geben zu können und ihre Perspektiven und ihr Wissen über postkoloniale Literaturen und Kulturen sichtbarer zu machen.
Wir haben das Projekt in 3 Themenblöcke gegliedert. An dieser Stelle heben wir die Themen und einige zentrale Texte hervor, um einen Überblick über [poco.lit. space] zu geben. Alle Beiträge dieses Projekts, findet ihr auf der entsprechenden Projektseite.
Was ist Postkolonialismus?
Im ersten Themenblock sind wir der Frage nachgegangen: Was ist Postkolonialismus? Welche Themen sind zentral? Welche neuerschienenen Bücher sind relevant für die postkoloniale Debatte?
Rezensionen:
- Natasha A. Kelly – Schwarz -Deutsch – Weiblich
zeichnet die Geschichte Schwarzer Frauen in Deutschland nach. - Diane Oliver – Nachbarn
ist eine kunstvolle, literarische Zeitreise in die USA der 1960er-Jahre, bekanntermaßen ein Jahrzehnt des Protests und der politischen Umwälzungen. - Lene Albrecht – Weiße Flecken
ist ein hervorragendes Beispiel einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Weißsein.
Essays und Interviews:
- Europas Albtraum – Die Praxis der Dekolonialität
zeichnet die Geschichte der Dekolonialität nach und verweist darauf, wie “decolonize” zu einer Modeerscheinung wurde. - Lüderitz
ist ein Foto-Essay über zwei Orten, die beide den Namen „Lüderitz“ tragen. Ein kleines Dorf in der Altmark in Sachsen-Anhalt und Lüderitz in Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Westafrika. - Kurdistan in VHS – Die postkoloniale Fragen des kurdischen Films
argumentiert, dass das kurdische Kino als eine permanente Aushandlung der kulturellen Identität und ihrer Widerständigkeit zu verstehen ist.
Ideen auf Reisen
In unserem zweiten Themenblock haben wir uns gefragt, wie Konzepte und Ideen von einen Kontext in einen anderen reisen.
Rezensionen:
- Meera Syal – Life isn’t All Haha Heehee
über das Leben dreier bester Freundinnen, die zusammen in der Punjabi-Community im Osten Londons aufgewachsen sind, stellt dieser Roman die südasiatische Erfahrung in den Vordergrund, ohne dabei die Lesenden zu isolieren. - R.F. Kuang – Babel
fragt geschickt: Wie können wir das Haus der Herrschenden mit ihren eigenen Mitteln einreißen? Und antwortet nicht ganz eindeutig, aber passend. - Ahmet Hamdi Tanpınar – Das Uhrenstellinstitut
bietet einen satirischen Blick auf Modernisierungsprozesse im Übergang vom Osmanischen Reich zur Republik Türkei.
Essays und Interviews:
- Shakespeare auf Reisen
zeigt, wie Shakespeares Werk in kolonialen und postkolonialen Kontexten für verschiedene Zwecke genutzt wurde. - Was heißt Ballroom auf Deutsch Teil 1 und Teil 2
betrachtet, wie sich die Subkultur aus dem Harlem der 1980er-Jahre weltweit verbreitet und gewandelt hat. - Auf meiner Zungenspitze
thematisiert die Mehrsprachigkeit in Indien und Europa und wie die Autorin selbst und andere sie bewerten.
Herkunft (Indigenität)
Im dritten und letzten Themenblock drehte sich alles um das Thema “Herkunft” mit einem besonderen Blick auf Indigenität als Konzept der Selbstermächtigung im postkolonialen Kontext.
Rezensionen:
- Clayton Thomas-Müller – Life in the City of Dirty Water
sind die Memoiren des Cree-Aktivisten Thomas-Müller, der sich für Klimagerechtigkeit einsetzt. - Alexis Wright – Praiseworthy
erzählt von der Kleinstadt Praiseworthy und einem Visionär der nach einer Lösung für die globale Klimakrise und die wirtschaftliche Abhängigkeit der Aboriginal People sucht. - Tayi Tibbles – Poūkahangatus
ist eine spielerische Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, dem Erwachsenwerden und den Spannungen der Lebensrealität einer jungen Māori.
Essays und Interviews
- “Es ist die Sprache der Kolonialisierer” – Ein Interview mit jarral Boyd
über Indigenität und Sprache und den verschiedenen Diskursen rund um Indigenität in den USA und Deutschland. - Ein gewöhnlicher Tag im Museum
über die Erfahrungen von Camilla Therese Karlsen in der Austellung über die Sámen im Museum für Europäische Kulturen in Berlin. - Weder Indigen noch kolonial; Indentured Labourers and den Grenzen postkolonialer Kategorien
über die Millionen indentured labourers, die ihre kulturelle Identität neu definieren mussten, als sie den indischen Subkontinent verließen, um in den britischen Kolonien der Welt zu arbeiten.
Ein großes Danke an alle, die sich im vergangenen Jahr an [poco.lit. space] beteiligt haben:
Yassien Aglan, Naz Al-Windi, María Fernanda Castilla Muñoz, Lale Diklitaş, Carolina Eidt, Tim Gassauer, Yildiz Göney, Fabienne Imlinger, Shuruq Josting, Camilla Therese Karlsen, Lukas Kiemele, Ila Maegdefrau, Sahej Marwah, Sigrun Meinig, Michaela Maria Müller, Laura O’Connor, Julia Rosche, Maya Saravia, Jordan Lee Schnee, Devika Singh, Priya Singh, Destina Yildirim, Sophie Yukiko, Laura Zick und Eva Zirker, Monica Gutierrez, Isabelle Suremann und Mika Young, Giuliana Kiersz, Ben Osborn, Avrina Prabala-Joslin.
Vielen Dank an Anna Meidert, die [poco.lit.space] mit ihren wunderschönen Illustrationen eine Bildsprache gegeben hat, und an Karla Ruas, die passende Lesezeichen für uns gestaltet hat.
Wir danken außerdem Luise Wilhelm und Conny Weigert ihre Arbeit an der Website und die Designs für unseren Instagram-Account.
Und ein großes Danke an alle Lesenden von poco.lit. Wir freuen uns auf die kommenden Projekte mit euch.