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Life in the City of Dirty Water

book cover of life in the city of dirty water clayton thomas-müller

Life in the City of Dirty Water

Life in the City of Dirty Water. A Memoir of Healing von Clayton Thomas-Müller ist eine echte Pflichtlektüre für diejenigen, die sich für Klimagerechtigkeit interessieren. Nicht-Indigenen Leser:innen bietet es außerdem wertvolle Einblicke in die Kämpfe Indigener Communities besonders in den urbanen Zentren Nordamerikas. Der energische und direkte Stil des Autors sorgt dabei für eine angenehme und unterhaltsame, aber gleichzeitig fundierte Lektüre. Es ist eine Chronik des Lebenswegs von Thomas-Müller, angefangen bei seiner Kindheit, die gezeichnet ist von intergenerationalem Trauma und Missbrauch (beide seiner Elternteile sind Überlebende von residential schools), bis ins Erwachsenenalter, das bestimmt ist von seinem Umweltaktivismus und seiner Verbindung zur Mutter Erde.

Die Erinnerungen von Thomas-Müller beginnen mit den Worten seiner Mutter. Sie erzählt von ihrer Entscheidung im Alter von 16 Jahren, von Thompson im Norden Manitobas nach Winnipeg zu ziehen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und ihr ungeborenes Baby. Das berührt mich zutiefst und ist eine Vorwarnung, dass der Text keine leichte Kost sein wird. Unfähig, die Gewalt und den Missbrauch zu bewältigen, die Thomas-Müller im weiteren Verlauf beschreibt, muss ich das Buch schließlich mehrere Male zur Seite legen – seine Kindheit und frühe Jugend sind verwoben mit Gewalt aus allen Richtungen. Zu Hause ist es die häusliche Gewalt durch den Partner seiner Mutter, unter der sie beide leiden, sowie sexueller Missbrauch seitens derer, unter deren Obhut er steht; in der Schule der latente und weniger latente Rassismus, die ihn dazu drängen, vorzeitig abzubrechen; und auf den Straßen die unheilvolle Präsenz der Gangs, die ihm, einem jungen Indigenen Mann, Gemeinschaft und Zuflucht bieten. Es sind keine Einzelheiten, die an mir zehren, sondern der Gedanke daran, dass das, was ich lese, die Erfahrungen eines Kindes sind. Es ist kaum möglich, an jenen kleinen Jungen zu denken, ohne ihn beschützen zu wollen. Und noch schwieriger, zu wissen, dass es so viele von ihm gibt, die weiterhin ähnliche traumatische Erfahrungen machen müssen. Genau das ist auch die Stärke dieser Erinnerungen: die Gewaltspiralen zu ergründen, die über mehrere Generationen hinweg überproportional (und nicht zufällig) Indigene Communities überall auf der Welt in Mitleidenschaft ziehen.

Doch ist das Buch keineswegs durchsetzt von Verzweiflung. Es ist auch eine Beschreibung von Thomas-Müllers Weg als Klima- und Indigener Aktivist und seiner Beziehung zu seiner Community und deren Spiritualität – eine erbarmungslose und wunderschöne Geschichte von Resilienz und Hoffnung. Wie der Autor am Ende des Buches formuliert, glaube auch ich, dass seine Erinnerungen einen Anstoß geben können „ein Gespräch darüber anzufangen, was es wirklich braucht, um sowohl Indigene als auch nicht-Indigene Völker in Kanada und in allen Gebieten der Mutter Erde zu heilen“.

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