poco.lit.s Lieblingsbücher des Jahres 2023
Die Herausgeberinnen und einige Autorinnen von poco.lit. stellen ihre Lieblingsbücher des Jahres 2023 vor – fünf Bücher von unglaublich talentierten Schriftsteller*innen aus der ganzen Welt.
Anna: Tränen im Asiamarkt von Michelle Zauner
2023 habe ich mich in Food Writing vertieft – Literatur, die sich mit Essen beschäftigt und weit über Rezepte oder Kochtechniken hinausgeht. In ihrem bewegenden Memoir Tränen im Asiamarkt schreibt Michelle Zauner darüber, wie sie den Tod ihrer Mutter verarbeitet, indem sie die Gerichte ihrer Kindheit kocht. Jedes dieser Gerichte ist mit Erinnerungen verbunden, mit schönen und schwierigen Momenten in der Beziehung zu ihrer Mutter, Erfahrungen als mixed-race Person in einer mehrheitlich weißen US-amerikanischen Stadt aufzuwachsen, Urlauben bei ihrer Familie in Korea, usw. Dieses traurig-schöne Buch empfehle ich nicht nur Foodies.
Lucy: Glory von NoViolet Bulwayo
NoViolet Bulawayos zweiter Roman, der für den Booker Prize nominiert wurde, ist zynisch, unversöhnlich und zum Schluss dann doch irgendwie hoffnungsvoll – Eigenschaften, die ihn zu meinem Favoriten des Jahres gemacht haben. Es handelt sich um einen scharfen politischen Kommentar und ein formal überaus innovatives Buch, das in einem fiktiven afrikanischen Land namens Jidada spielt. Mit den Elementen einer Fabel entsteht eine satirische Hülle für die Erzählung, die noch nicht einmal versucht zu verstecken, dass es eigentlich um Simbabwe geht, das Heimatland der Autorin. Auf jeden Fall ein Must-Read.
Kathleen: How to be a Revolutionary von CA Davids
Für einen Roman, der in seiner Breite und Komplexität so verblüffend ist, behält er bei der Entwicklung der Charaktere eine Intimität und Sorgfalt bei, mit der verschiedene Bestrebungen dargestellt werden können. Es handelt sich um eine komplexe Geschichte, die auf dem Buchumschlag kurz und bündig beschrieben wird: „Sie verbindet das heutige Shanghai, das Südafrika der späten Apartheid-Ära und China während des Großen Sprungs nach vorn und des Tiananmen-Aufstands – und bricht diese Weltreise und Zeitreise durch [Langston] Hughes‘ beichtende Briefe über seine Zeit in Shanghai [in den 1930er Jahren], die er an einen südafrikanischen Schützling schickt.“
Priya: The Bandit Queens von Parini Shroff
Ich liebe dieses Buch! Parini Shroffs Debütroman über feministische Rache ist ein wilder Ritt. Die Geschichte spielt auf relativ kleinem Raum – in einem Dorf und dessen Umgebung – und es geht um Mordverdacht. Obwohl Missbrauch und Trauma thematisiert werden, ist dieses Buch urkomisch. Parini Shroffs Talent zeigt sich in ihrer Prosa, die sich nie übertrieben anfühlt oder überflüssige Gewalt beinhaltet, um künstlerisch zu wirken. Sie schafft es auch in den schlimmsten Situationen, den Humor im Blick zu halten. Wer Lust auf die Befreiung misshandelter Hunde, vergiftete Samosas und auf ein höflich vorgebrachtes „Namaskar, goat fucker“ zur Begrüßung hat, sollte The Bandit Queens auf jeden Fall lesen.
Susi: Against White Feminism von Rafia Zakaria
Rafia Zakaria wurde nach Veröffentlichung von Against White Feminism im englischsprachigen Raum vorgeworfen sie würde die feministische Bewegung trennen. Mit ihrem Buch rüttelt sie aber am Fundament einer Bewegung, die schon immer gespalten war, will anregen Women of Color endlich genau zuzuhören und skizziert die nächsten notwendigen Schritte für die Zukunft der feministischen Bewegung.