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5 lesenswerte Bücher, die im südlichen Afrika spielen

The Old Drift von Namwali Serpell: Sambia

Ich muss gestehen, dass ich ein absoluter Fan bin, aber ich denke, das Buch hat es verdient. Serpells Debütroman umfasst 560 Seiten, und das ist weder für die Autorin noch für ihre Leser:innen eine Kleinigkeit, aber das Buch ist jede Seite wert. Es erschien 2019 und von allen Büchern, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, ist es mein liebstes. Serpell verbrachte Jahre mit der Recherche für dieses Mehrgenerationen-Epos, das in Sambia spielt, und das Ergebnis ist eine vielschichtige Erzählung mit komplexen Begegnungspunkten und verworrener Kompliz*innenschaft. Leser*innen werden auf zahlreiche Reisen mitgenommen: Victoria Falls, Italien, England, Indien, rund um Lusaka; in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es ist eine Kolonialgeschichte, ein Bericht über den sambischen Unabhängigkeitskampf, eine detaillierte Untersuchung komplexer Familiengeschichten, eine augenzwinkernde Satire auf Millennials und eine dystopische Science-Fiction-Vision einer nicht allzu fernen Zukunft. Es geht um den Bau des Kariba-Staudamms, AIDS-Forschung, Massenimpfungen und Drohnenüberwachung. Und das alles mit einem ausgeprägten Gespür für Ironie und einer wunderbaren Fähigkeit, mit Sprache und Form zu spielen. Bei poco.lit. haben wir hier und hier darüber geschrieben.

These Bones Will Rise Again von Panashe Chigumadzi: Simbabwe

Ich habe dieses Buch 2018 gelesen, als es herauskam, und als ich mich kürzlich dabei ertappte, es erneut durchzublättern, war ich beeindruckt, wie viele wichtige Themen dieses schmale Sachbuch herauszukitzeln vermag. Chigumadzi macht sich daran, eine Geschichte der simbabwischen Chimurengas zu erzählen, die nicht die etablierte Geschichte der großen Männer ist, mit der sie aufgewachsen ist und die so sehr die Darstellung ihres Landes dominiert hat. Sie tut dies in Form eines autobiografischen Essays, der die Geschichte der vielen Frauen erzählt, die ein wesentlicher Bestandteil der vielfältigen Freiheitskämpfe ihres Landes waren – von der kolonialen Unterjochung bis zu den Ungerechtigkeiten der langen Herrschaft Robert Mugabes. Zu diesen Frauen gehören Mbuya Nehanda, die spirituelle Führerin des revolutionären Kampfes, die in verschiedenen Gestalten wieder auftaucht, wenn sie gebraucht wird, und Panasches eigene Vormütter. Leicht zu lesen und klar im Ausdruck, können Leser*innen von diesem Buch eine Menge lernen. Unsere Rezension dazu finden Sie hier.

“The Neighbourhood Watch” von Rémy Ngamije: Namibia

Diese Kurzgeschichte wurde in The Johannesburg Review of Books veröffentlicht und war 2020 unter den Finalisten für den AKO Caine Prize for African Writing. Ngamijes ruhige und sparsame Prosa erzählt die Geschichte der titelgebenden Gruppe von fünf Obdachlosen, die gezwungen sind, sich in den oft lebensfeindlichen Straßen von Windhoek in Namibia durchzuschlagen. Es ist eine fesselnde und undramatisch erzählte Geschichte, da die tragischen Eigenheiten jeder einzelnen Figur mit Untertreibungen und einem Auge für Details geschildert werden, die beim Leser nachklingen. Bei poco.lit. haben wir hier darüber geschrieben.

In Kapstadt kannst du nicht verlorengehen von Zoe Wicomb (ins Deutsche übersetzt von Karen-Nölle Fischer): Südafrika

Dieses Buch ist nicht unbedingt etwas für alle, weil es nicht die leichteste Lektüre ist, aber ich behaupte, dass sich die Mühe lohnt. Es spielt in Namaqualand und Kapstadt im Südafrika der Apartheid und wurde ursprünglich 1987 veröffentlicht – also vor den ersten demokratischen Wahlen des Landes. Es erzählt von dem Leben der Protagonistin Frieda, die auf dem Land aufwuchs, später in Großbritannien studierte und die letztendlich als Schriftstellerin in ihre Heimat zurückkehrt. Wicomb entscheidet sich für eine Erzählung in Vignetten – kurze Kapitel mit detaillierten Begebenheiten und Anekdoten, die alle irgendwie mit Friedas Erfahrungen als erwachsene Frau und Autorin zu tun haben, aber nicht zu einem kohärenten Bogen zusammengefügt werden. Wicomb hat eine Freude an der Sprache und ein Gespür für die komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen, was mir lange in Erinnerung geblieben ist. Bei poco.lit. haben wir hier über das Buch geschrieben.

Afterlives von Abdulrazak Gurnah: Tansania

Dieses Buch spielt in Tansania, also nicht wirklich im südlichen Afrika (aber südlich des Äquators). Es ist ein überaus relevanter historischer Roman, da er eine Darstellung der wenig repräsentierten Geschichte des deutschen Kolonialismus in Ostafrika anbietet. Der Roman erzählt die Geschichten von Ilyas und Hamza, ihre Begegnungen mit der deutschen Kolonialpräsenz und die Folgen dieser Begegnungen: Die Vorteile, die ihnen ihre Vertrautheit mit der deutschen Sprache bringt, ebenso wie die buchstäblichen und bildlichen Narben, die die Gewalt der Kolonisatoren bei ihnen und in ihrem Land hinterlässt. Gurnah hat eine wunderbare Fähigkeit, Charaktere zu entwickeln, und besonders der sanftmütige Hamza und seine sanfte Art sind mir noch lange nach der Lektüre des Buches im Gedächtnis geblieben. Eine Besprechung des Buches finden Sie hier.

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