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Die Orte, an denen meine Träume wohnen

Buchcover von Felwine Sarrs Die Orte an denen meine träume wohnen

Die Orte, an denen meine Träume wohnen

Der senegalesische Ökonom Felwine Sarr hat es vor einigen Jahren zu internationaler Bekanntheit gebracht. Im März 2018 wurde er gemeinsam mit Benedicte Savoy von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beauftragt, die Rückgabe von französischer Raubkunst nach Afrika vorzubereiten.  Mit seinem Manifest Afroptopia (übersetzt von Max Henninger) fügte er der Reihe von afrikanischen Visionsbegriffen – z.B. Afropolitismus oder Afrofuturismus – einen neuen hinzu. Damals zeigte Sarr, warum afrikanische Utopien nötig sind. Nun hat er seinen ersten Roman vorgelegt, Die Orte, an denen meine Träume wohnen, übersetzt von Doris Heinemann.

Der Roman wird von den senegalesischen Zwillingen Fodé und Bouhel sowie von Bouhels polnischer Freundin Ulga erzählt. Der Wechsel der Erzählperspektiven ist zu Beginn etwas unklar, so dass ich den Anfang des Romans am Ende noch einmal lesen musste, um alles besser zu verstehen. Letztendlich ist es ein durch und durch spirituelles Buch, das aber verschiedene Formen der Spiritualität vorstellt. Fodé lebt im ländlichen Senegal, arbeitet als Schreiner und lässt sich von einem Ältesten – einem der letzten Bewahrer des Wissens und Kumax (Meister der Beschneidung) – ausbilden, um später selbst diese Rolle in seiner Region ausfüllen zu können. Bouhel hingegen studiert Semiologie in Frankreich und setzt sich intensiv mit philosophischen Fragen des Seins und des Lebens auseinander. Seine Suche nach Antworten führt ihn immer wieder in ein Kloster, in dem er lange Gespräche über das Christentum und den Glauben mit einem der Mönche führt. Ulgas Erzählstimme dient dazu, einen äußeren Blick auf Bouhel werfen und die Introspektion kurzzeitig verlassen zu können. Außerdem ermöglicht Ulgas und Bouhels Beziehung eine Handlungswende und eine gewisse Spannung, die dem Roman sonst gefehlt hätte.

Die Orte, an denen meine Träume wohnen ist mit 190 Seiten ein kurzer Roman. Sarrs Stil ist häufig deskriptiv und ich hätte mir manchmal gewünscht, dass mir in Szenen mehr gezeigt als erzählt würde. Sehr geschätzt habe ich beim Lesen die Güte der Charaktere, den Respekt, den sie einander entgegenbringen, obwohl sie sich für so unterschiedliche Lebensweisen entscheiden.

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