In Erinnerung an Andrea Levy
Die Schriftstellerin Andrea Levy, die in ihren Büchern über die Lebenswelt von jamaikanisch-britischen Menschen schrieb, verstarb im Februar 2019 mit 62 Jahren an Krebs.
Levy wurde 1956 als Kind von jamaikanischen Einwanderern in London geboren. Ihre Eltern waren Teil der so genannten Windrush Generation und Teil der Londoner Arbeiterklasse. Levy hatte ihr Leben lang mit mal mehr, mal weniger subtilem Rassismus zu kämpfen. Das Gefühl nicht nach England zu gehören, verfolgte sie ständig. Levy begann in ihren 30ern zu schreiben und thematisierte vor allem die Liebe, das Leid und die Erinnerungen der Windrush Generation. Ihre ersten Werke brachten ihr zwar einige positive Rezensionen und erzielten solide Verkaufszahlen, dennoch hatte sie das Gefühl sich beweisen zu müssen. Den Durchbruch erlebte sie mit ihrem 4. Roman Eine englische Art von Glück, dessen Englische Originalversion Small Island im Jahr 2005 veröffentlicht wurde. Für diesen Roman wurde sie mit dem Orange Prize und dem Commonwealth Writer’s Prize ausgezeichnet. 2009 folgte eine erfolgreiche BBC Adaption.
Lange Zeit war Levy so sehr damit beschäftigt, so Englisch wie möglich zu sein, dass sie gar keine Zeit hatte sich für Jamaica zu interessieren. Der Erfolg von Eine englische Art von Glück gab ihr schließlich Sicherheit – natürlich auch finanzieller Art – und erlaubte ihr sich intensiver mit der Karibik und dem britischen Einfluss dort zu beschäftigen. Der Roman, der folgte, heißt Das lange Lied eines Lebens (Original: The Long Song) und spielt im Jamaica des 19. Jahrhunderts. Levys Ziel war es, den historischen Blick der Briten zu weiten, besonders mit Hinblick auf die Karibik und die Sklaverei.