A Plea for Democracy and Culture
Veranstaltung mit Nora Bossong, Daniel Kehlmann, Sharon Dodua Otoo, Pankaj Mishra, Olga Tokarczuk und Mario Vargas Llosa.
Teil des internationalen Literaturfestivals 2020.
Die derzeitige Pandemie ist eine der größten Herausforderungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Kunst und Kultur sind wie alle Lebensbereiche in weiten Teilen stark betroffen und existenziell bedroht. Besonders die schwächeren Akteure wie freie Künstler*innen, unabhängige Verlage, aber auch Kinos, Theater, Opern- und Konzerthäuser, Bibliotheken, Universitäten, Galerien und Museen wurden hart getroffen – wie auch der internationale kulturelle Dialog.
Kultur ist nicht nur ein Weg zur persönlichen Aufklärung, sondern auch ein Weg für Bürger*innen sich an einem Diskurs zu beteiligen, der dem Prozess der Demokratisierung Gehalt verleiht. Das kulturelle Leben ist durch die Pandemie nahezu vollständig zum Erliegen gekommen – sieht man von Bemühungen ab, zumindest im Netz künstlerische Arbeiten zu kommunizieren. Kulturstaatsministerin Monika Grütters: »Damit fehlt die Kunst als Medium gesellschaftlicher Selbstreflexion und als treibende Kraft demokratischer Streit- und Verständigungskultur – in einer Zeit, in der demokratische Freiheitsrechte in einem bis vor Kurzem undenkbar scheinenden Ausmaß vorübergehend eingeschränkt werden mussten und in der die Zukunft so ungewiss ist wie nie zuvor.«Berlins Kultursenator Klaus Lederer schreibt: »Kultur und Kunst sind existenzielle Lebensmittel.« Und: »Ich fände es bedauernswert, wenn wir in zwei oder drei Jahren feststellen, dass wir zwar das Coronavirus besiegt haben, aber das Coronavirus die Vielfalt unserer Gesellschaft zerstört hat, dass am Ende nur noch große Kino- oder Musical-Ketten überlebt haben und nur noch kommerzialisierte Kunst von der Stange in der Stadt existiert.« Das gilt natürlich auch für das kulturelle Leben im Netz und in den sozialen Medien, die noch gravierender durch die Dominanz von weltumspannenden Technologieunternehmen geprägt werden.
Die Pandemie verstärkt potenziell den aufstrebenden Nationalismus in vielen Regionen der Welt, auch in Europa. Der Abbau von Rechtsstaatlichkeit und politischen Freiheiten erschütterte in den letzten Jahren die einst stabilen Demokratien zunehmend. In vielen Ländern fördern die Regierungen aktiv die Schwächung der Demokratie und die Stärkung der Repressionssysteme zugunsten eines wiedererstarkten Nationalismus. Die Auswirkungen der Pandemie drohen genau diese Entwicklungen zu verstärken.
Die Pandemie stärkt zudem die Macht der großen Technologie- und Kommunikationsunternehmen mit gravierenden Folgen für das kulturelle Leben: die Überwachung der Bürger*innen, die Verbreitung falscher Nachrichten auch in westlichen Industrieländern und die Reduzierung der Vielfalt des kulturellen Lebens auf private Räume bei gleichzeitiger Schließung von Häusern der kulturellen Begegnung.
Im Zentrum der Veranstaltung stehen jeweils zehnminütige Reflexionen namhafter Schriftsteller*innen über Kultur und ihre Beziehung zur Demokratisierung von Gesellschaften. Wie kann Kultur dazu beitragen, auch in Zeiten der Krisen die Demokratie zu stärken und die nationalistischen Tendenzen einzudämmen? In Kooperation mit der Allianz Kulturstiftung, der Heinrich Böll Stiftung, dem Instituto Cervantes und der Stiftung Berliner Sparkasse.
Grußworte von dem Bundesminister des Auswärtigen Amtes Heiko Maas (tbc), Institutsleiter des Instituto Cervantes Berlin Ignacio Olmos und Festivaldirektor Ulrich Schreiber.
Ticktpreis: 24€